27.10.2016, Stuttgart-Ost: Zur Erinnerung an unsere Glaubensschwester Berta Groß setzte der Künstler Gunter Demnig vor dem Gebäude Abelsbergstrasse 40 einen "Stolperstein". Am 08. Mai 1940 fiel unsere Schwester der "Aktion T4", der systematische Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland zum Opfer.
Am 27.10.2016, 13:34 Uhr, wurde in der Abelsbergstraße vor Gebäude 40 durch den Kölner Künstler Gunter Demnig ein Stolperstein verlegt. Seit 2001 leistet die Stuttgarter Initiative Stolperstein Erinnerungsarbeit. Es geht darum, den Opfern des Nazionalsozialismus mit einem Stolperstein ihren Namen wiederzugeben. Der Verlegungsort dokumentiert dazu den letzten bekannten frei gewählten Wohnsitz. So auch für unsere neuapostolische Glaubensschwester Berta Groß.
Berta Groß zählte zur Gemeinde Stuttgart-Ost. Sie wurde am 21.11.1911 in Stuttgart-Wangen geboren. Der Vater, Carl Groß, war als Tagelöhner tätig, die Mutter, Rosina Groß geb. Müller, war Hausfrau. Berta war ein schwächliches Kind, häufig krank und geistig zurückgeblieben. Sie besuchte zunächst die Volksschule, später die Hilfsschule. Nach ihrem insgesamt achtjährigen Schulbesuch war sie als Fabrikarbeiterin, u.a. in Mützenfabriken, tätig. Sie war ledig, wurde als sehr religiös und in ihrer Arbeit äußerst gewissenhaft beschrieben.
Berta Groß litt an Schizophrenie. Zwischen Dezember 1927 und Mai 1937 war sie wiederholt im Bürgerhospital und in der Heilanstalt Rottenmünster bei Rottweil. Am 27.Mai 1937 wurde Berta von Rottenmünster in die Heilanstalt Weinsberg verlegt und blieb dort bis zum 08. Mai 1940. An diesem Tag erfolgte ihre Verlegung nach Grafeneck, wo sie direkt unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurde.
Bei der mit leiser Gitarrenmusik begleiteten Zeremonie waren neben Vertretern der Stolperstein Initiative auch Geschwister aus der Gemeinde Stuttgart-Ost anwesend. Herr Gerhard Götze wies auf die Hintergründe der Stolperstein Initiative hin. Frau Gudrun Greth erläuterte die Opferschicksale sowie die Tötungspraktiken in Grafeneck. Priester Rolf Gebhardt blickte auf den mehrtägigen "Weg der Erinnerung" zurück, den Geschwister unserer Gemeinde und der Männerchor im Gedenken an die Opfer von Grafeneck nach Stuttgart unternahmen. Danach bat er das alle Christen vereinende Gebet gemeinsam zu sprechen: "Unser Vater im Himmel". Dies war sehr berührend, ein Liebesgruß an unsere Schwester Berta Groß.
Im Hinblick auf die Feier- und Gedenktage Allerheiligen, Allerseelen und das bevorstehende Gedenken an die Entschlafenen wurden alle Anwesenden zum Gottesdienst in unsere Kirche nach Stuttgart-Ost eingeladen.
Anschließend traf man sich in der nahegelegenen Gaststätte Friedenau. Auch der Wirt hatte für die Stolperstein Initiative Infoblätter in der Nachbarschaft verteilt. Vielen Gedanken konnten wir nachgehen und sie wirken lassen.
(Gegen das Vergessen http://www.stolpersteine-stuttgart.de, http://www.stolpersteine.eu)