Höhepunkt des Jubiläumsjahres der Neuapostolischen Gemeinde in Stuttgart-Untertürkheim war am 8. Oktober 2023 der Gottesdienst mit Apostel Jürgen Loy und der anschließende Festakt mit Vertretern der Stadt Stuttgart und des ökumenischen Arbeitskreises Untertürkheim.
Vorträge des gemischten Chores und Instrumentalvorträge (Flügel und Streichorchester) bildeten die feierliche Umrahmung des Gottesdienstes. Der Predigt lag das Bibelwort aus Kolosser 3, Vers 16 zugrunde:
Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
Zu Beginn bezeichnete Apostel Loy den Gottesdienst als Begegnung mit Gott und hieß die ganze Gemeinde, die Vertreter der christlichen Kirchen am Ort sowie die Bezirksvorsteherin des Stadtbezirks willkommen. Als Geschenk zum hundertjährigen Geburtstag der Gemeinde übermittelte er ein Grußwort aus Offenbarung 1, Vers 4
Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt.
und hieß mit diesem Segens- und Friedensgruß noch einmal alle willkommen.
In der weiteren Predigt bezog er sich zunächst auf den Refrain des Liedes „Singt ein Lied von Gott“ (Peter Strauch). Die Aussage „Gott ist da, er ist unbegreiflich nah“ verdeutliche die Allgegenwart Gottes. Bezogen auf die Gemeinde Untertürkheim bedeute das, dass Gott sich seit der Gründung gezeigt habe und bis in die Gegenwart zeige.
Grundton der geistlichen Lieder sei die Dankbarkeit. Der gemeinsame Lobpreis, wie im Bibelwort angeführt, verstärkt sich im Miteinander in der Gemeinde. Trotz der momentan herrschenden Verhältnisse können wir einen Lobpreis singen. Jesus verwendete Psalmen, die Erinnerung an die zurückliegende Hilfe Gottes und die Hoffnung auf seine zukünftige Hilfe als Lobpreis. Dieser ist Ausdruck der Hoffnung. Unser gemeinsamer Lobpreis bewirke durch die Ausrichtung auf Gott Veränderung. Alle unsere Taten und Worte seien der Lobgesang Gottes.
Gott zeigte sich seit dem Anfang der Gemeindegründung über die Jahre hindurch bis in die Gegenwart, und er werde sich auch weiter zeigen. Die Kirche Christi werde ewig bestehen, wie es Jesus versprochen hat.
Die ersten Gottesdienste in Untertürkheim fanden im Jahr 1923 in den Räumen eines Kindergartens statt. 1931 konnte die Gemeinde ein eigenes Kirchengebäude beziehen, das im Stil der Bauhaus-Moderne gebaut wurde. Der Bauhausstil war schlicht. Es konnten hier und an anderen Orten Kirchen günstig gebaut werden. Erstmals konnten mit Stahlbeton große Spannweiten realisiert werden.
Über hundert Jahre wirkte der Heilige Geist im Ehrenamt, das habe bis heute getragen. Die Neuapostolische Kirche International hat beschlossen, dass seit dem 1. Januar 2023 auch Frauen in alle geistlichen Ämter ordiniert werden können. Als Geschenk zum Jubiläum kündigte Apostel Loy die Ordination von zwei Glaubensschwestern ins Diakonenamt an, ein Diakon werde das Priesteramt empfangen.
Michael Dinkelacker, Bezirksvorsteher des Kirchenbezirks Stuttgart/Fellbach, bezog sich in seinem Predigtbeitrag auf das Leben in der Gemeinde. Gemeinde sei ein Zusammenschluss von Menschen gleichen Glaubens an Christus. Man komme zum Gottesdienst zusammen, es werde gesungen und gebetet, es werde gelehrt, auch untereinander, auch Seelsorge findet statt. Auf dem gemeinsamen Glaubensfundament würden die christlichen Grundwerte lebendig vermittelt. Die Geschichte der Gemeinde gründe auf die Arbeit vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter, wie beispielsweise Amtsträger und Chorsänger.
Nach der gemeinsamen Feier des Heiligen Abendmahls erfolgte wie angekündigt die Ordination der zwei Diakoninnen und des Priesters. Es folgten das Schlussgebet und der Segen. Abschließend brachte der Chor in dem freudigen Lied „Lobe den Herrn, meine Seele“ (aus Psalm 103, Melodie N. Kissel) die Gefühle der Gemeinde zum Ausdruck.
Für die Pause vor dem Festakt hatten einige Gemeindemitglieder in vielfältiger Weise für das leibliche Wohl gesorgt, darüber hinaus bot sich die Möglichkeit zu guten Gesprächen.
Der anschließende Festakt wurde musikalisch gestaltet von Vorträgen des gemischten Chors, des Kinderchors, des Männerchors und der Orgel. Nach einleitenden Worten des Vorstehers Rainer Weinhart, der die Bedeutung der offenen Kommunikation in der Gemeinde betonte, sprach Bezirksvorsteher Michael Dinkelacker sein Grußwort. Es sei schön, wenn die Gemeinde Gemeinschaft, Trost und Frieden bietet, daraus folgerte der Wunsch, dass man sich Zeit nimmt, für den Nächsten da zu sein. Er wünschte der Gemeinde eine wunderschöne gemeinsame Zukunft.
Es folgten die Ansprachen und Glückwünsche der Vertreter der Ökumene: Pfarrer Matome Sadiki (evangelische Gartenstadtgemeinde Luginsland und Gemeinde Rotenberg), Pfarrer Martin Hug (evangelische Stadt- und Wallmerkirchengemeinde), Pastoralreferent Markus Lindel (katholische Gesamtkirchengemeinde St. Urban) und Kirchengemeinderätin Bettina Götz-Schmidt (katholische Kirchengemeinde St. Johannes). Nach dem Rückblick auf die Anfänge der Annäherung und die gewachsene Gemeinschaft wurde der Schwerpunkt auf die Zukunft gelegt mit gemeinsamen Gottesdiensten, ökumenischen Kirchengemeinderatssitzungen, Taizé-Andachten und dem Engagement in den Altenheimen. Für die Zukunft werden die ökumenischen Gemeinden eine wichtige Rolle in Untertürkheim spielen, verbunden durch den Glauben an den einen Gott und die Liebe zu Brüdern und Schwestern.
Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel überbrachte die Glückwünsche der Stadt Stuttgart und des Bezirksbeirats Untertürkheim zum Gemeindejubiläum. Das Zusammenleben der Menschen weltweit werde immer brüchiger, was die Menschen verunsichert. Für den Wandel vor Ort brauche es Menschen, die diesen Wandel mittragen. Sie warb für den gemeinsamen Dialog, der die Gemeinschaft im Blick hat.
Innerhalb des Festaktes wurde ein Film gezeigt. Jugendliche hatten Gemeindemitgliedern folgende Fragen gestellt: Was gefällt dir an der Gemeinde? Was macht die Gemeinde für dich aus? Was wünschst du dir für die Gemeinde?
Die Befragung zeigte, dass Untertürkheim eine Wohlfühlgemeinde mit Offenheit und Herzlichkeit für alle ist. Es ist schön, die Gemeinschaft zu erleben. Jeder kann sich wohlfühlen und einbringen. Wünsche für die Zukunft waren der Fortbestand in der jetzigen Form mit neuen Ideen und Impulsen. Der Wunsch nach dem Einbau eines Aufzugs wurde auch artikuliert und hat sicher seine Berechtigung.
Gemeindevorsteher Weinhart beschloss den Festakt und betonte nochmals das Motto aus der Festschrift:
Leben und leben lassen,
dienen und dienen lassen,
lieben und lieben lassen.
Damit kann Zukunft gestaltet werden.