Am Sonntag, 26. Oktober 2008, fand in der voll besetzten Kirche Stuttgart-Zuffenhausen ein Konzert des Kammerchores der Neuapostolischen Kirche unter der Leitung des Gastdirigenten Alexander Yudenkow statt.
Das Programm enthielt selten zu hörende Werke von vornehmlich russischen, tschechischen und ungarischen Komponisten, von der Romantik ausgehend und bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts reichend. Das Programm war auch wegen der ungewöhnlichen Besetzung interessant: Chor und Solosopran, Tenor und Orgel sind schon nicht allzu häufig, dagegen sind die Kombinationen Tenor, Harfe, Orgel oder gar Tenor, Chor, Harfe, Orgel ungewöhnlich. Ferner war die Auswahl stilistisch recht unterschiedlicher Werke bemerkenswert.
So weckt das stimmungsvolle Orgelstück "Abendlied" des Ungarn Antalffy-Zsiross Assoziationen zum Impressionismus, zu Louis Vierne. Rachmaninows "Tebe pojem" für Chor und Sologesang zeigt deutliche Bezüge zur russisch-orthodoxen Liturgie mit ihrer akkordlichen Schlichtheit. Max Regers chromatischer Stil mit den harmonisch-melodisch recht schwierigen Fortschreitungen fordert dem Chor einiges ab. Franz Liszts auf Wirkung durch Effekte abzielender Stil dürfte geläufig sein. Besonders schwierig ist das "Vater Unser" von Leos Janácek wegen der stark kontrastierenden Teile und der rhythmischen Struktur des Werkes zu interpretieren.
Alexander Yudenkow führte nicht nur den Chor als Dirigent mit präziser differenzierter Schlagtechnik stilistisch sicher durch die Werke, er konnte auch als Solotenor seine Musikalität beweisen. Strahlend, kernig, lyrisch, die hohen Lagen sicher beherrschend - so könnte man seine Stimme, je nach musikalischer Situation eingesetzt, beschreiben.
Lucia Cericola spielte ihre Harfe bei Begleitungen einfühlsam, solistisch sehr differenziert hinsichtlich Beweglichkeit, Dynamik, Cantabilität und Ausdruck.
Timo Schnabel war mit seinem beeindruckenden lyrischen Timbre nur einmal solistisch zu hören. Andreas Ostheimer begleitete in bewährter Weise zurückhaltend und überlegt, auch wenn es von der Koordination her nicht einfach war. Solistisch ließ er die stilistischen Eigenheiten der Werke deutlich hörbar werden.
Ein besonderes Lob gebührt dem Kammerchor, der die vielfältigen Schwierigkeiten der Werke ausgezeichnet gemeistert hat. Man hätte sich gewünscht, der Chor wäre im Konzert öfter zu hören gewesen. Es ist weiterhin zu wünschen, dass Konzerte des Kammerchors häufiger stattfinden.
K.M.F